MITTELALTERLICHES GAAL
Dieser Zustand dauerte zumindest bis zu jenem Tag im Jahre 568, als die Slawen von Süden kommend bei uns auftauchten, um hier ihre zweisprachigen Ortstafeln aufzustellen. Zweisprachig deshalb, weil von Norden kommend wieder ein paar vereinzelte Bayern auftauchten. Im Grunde genommen war unsere Gegend ein schönes Beispiel für gelebte Multikulturalität, denn die Slawen und die paar Bayern lebten nicht nur nebeneinander, sondern auch mit- , über- und ineinander. Das Resultat dieser Durchmischung, die über Jahrhunderte andauerte, verbunden mit den Eigenschaften der Jäger und Sammler, ist jene Art von Mensch, die wir heute als Gaaler bezeichnen.
Um 750 holten sich die Slawen wieder mal frische Bayern ins Land, auf dass sie ihnen die lästigen Awaren vom Halse hielten. Die Bayern kamen, sahen, siegten und beschlossen gleich noch das slawische Karantanien einzukassieren. Mit ihnen kamen die Franken in Form von Karl dem Großen, der sich offenbar mit Sachsenkriegen, fließbandmäßiger Kindererzeugung, architektonischen Gustostückerln und ausgedehnten Romreisen nicht ausgelastet fühlte und wie durch ein Wunder Zeit fand zwischendurch noch ein paar aufsässige Slawen in unserer damals unbedeutenden Ecke Europas hinzumetzeln. Fürderhin war die Gaal also Teil des Frankenreiches.
So wie wir Österreicher das von unseren nördlichen Nachbarn eben gewohnt sind, gingen die Bayern/Franken erst einmal daran die Gegend gründlich zu reorganisieren und mit dem herrschenden Schlendrian aufzuräumen. Weil damals das Fernsehen zur Verbreitung von Erlösungsbotschaften ungeeignet war, und wie gesagt auch im Jahre 800 noch in den Kinderschuhen steckte, wurden überall Kirchen errichtet, um die vorher mühselig christianisierten Steirer bei der Stange zu halten.
860 findet sich die erste Erwähnung eines gaalerischen Ortsnamens in einer Schenkungsurkunde: Bischoffeld. Damals noch ein einzelner Gutshof des Salzburger Bischofs, heute "pulsierende Metropole" und Verwaltungszentrum des Gaaltales. Von da an wurde noch viel hin- und hergeschenkt zwischen den Reichen und Mächtigen jener Zeit, praktischerweise immer mit Urkunde, auf dass die Notare des 9. Jahrhunderts und die Historiker des 20. Jahrhunderts nicht an Unterbeschäftigung litten.
Ein wichtiges Ereignis für die Gaal war sicher die Gründung des Chorherrenstiftes in Seckau, das von nun an die Geschichte der Gaal mitbeeinflussen sollte, sowie die Urbarmachung des Talbodens, die Rodung großer Waldstücke und die Nutzung der Almen für Weidewirtschaft - ein Zeichen fortschreitender Besiedelung unserer Gegend. Äußere Einflüsse wie die Ungarneinfälle kümmerten die Gaaler offenbar wenig, waren sie doch durch die Topographie des Landes bestens geschützt.
Im 12. und 13. Jahrhundert war der Höhepunkt der Besiedlungstätigkeit erreicht. Man hatte das Land gerade erst so gut wie möglich mit Huben und Höfen zugepflastert, als im Zuge der Pest und einer allgemeinen Klimaverschlechterung eine mittelalterliche Wirtschaftskrise hereinbrach. Aufgrund der darniederliegenden Landwirtschaftsstruktur und des allgemeinen "Menschenmangels" setzte ein "Bauernsterben" ein, das mit kurzen Unterbrechungen bis heute andauert und die Sozialstruktur der Bevölkerung grundlegend änderte.
Um 1265 erblickte ein Gaaler das Licht der Welt, der heute zu den wichtigsten Reimchronisten des Mittelalters zählt: Ottokar, der Einfachheit halber "ouz der geul" - "aus der Gaal" genannt, der Hugo Portisch des 13. Jahrhunderts, beschrieb hinkünftig in seinen Werken wortreich das Tagesgeschehen seiner Zeit.
Schwer geprüft wurde unser Gebiet im 15. Jahrhundert durch den Einfall der Türken, die im Gegensatz zu ihren Vorgängern, den Awaren und Ungarn etwas geländegängiger waren und bis weit in die Obersteiermark vorstießen. Dazu kam noch der Rest an mittelalterlichen Plagen: Krankheiten und Heuschrecken, die allesamt der Entwicklung des Gebiets nicht gerade zuträglich waren. Und das, obwohl man mittlerweile, ohne es wirklich zu bemerken, dem österreichischen Staatswesen habsburgischer Prägung angehörte.
Um 750 holten sich die Slawen wieder mal frische Bayern ins Land, auf dass sie ihnen die lästigen Awaren vom Halse hielten. Die Bayern kamen, sahen, siegten und beschlossen gleich noch das slawische Karantanien einzukassieren. Mit ihnen kamen die Franken in Form von Karl dem Großen, der sich offenbar mit Sachsenkriegen, fließbandmäßiger Kindererzeugung, architektonischen Gustostückerln und ausgedehnten Romreisen nicht ausgelastet fühlte und wie durch ein Wunder Zeit fand zwischendurch noch ein paar aufsässige Slawen in unserer damals unbedeutenden Ecke Europas hinzumetzeln. Fürderhin war die Gaal also Teil des Frankenreiches.
So wie wir Österreicher das von unseren nördlichen Nachbarn eben gewohnt sind, gingen die Bayern/Franken erst einmal daran die Gegend gründlich zu reorganisieren und mit dem herrschenden Schlendrian aufzuräumen. Weil damals das Fernsehen zur Verbreitung von Erlösungsbotschaften ungeeignet war, und wie gesagt auch im Jahre 800 noch in den Kinderschuhen steckte, wurden überall Kirchen errichtet, um die vorher mühselig christianisierten Steirer bei der Stange zu halten.
860 findet sich die erste Erwähnung eines gaalerischen Ortsnamens in einer Schenkungsurkunde: Bischoffeld. Damals noch ein einzelner Gutshof des Salzburger Bischofs, heute "pulsierende Metropole" und Verwaltungszentrum des Gaaltales. Von da an wurde noch viel hin- und hergeschenkt zwischen den Reichen und Mächtigen jener Zeit, praktischerweise immer mit Urkunde, auf dass die Notare des 9. Jahrhunderts und die Historiker des 20. Jahrhunderts nicht an Unterbeschäftigung litten.
Ein wichtiges Ereignis für die Gaal war sicher die Gründung des Chorherrenstiftes in Seckau, das von nun an die Geschichte der Gaal mitbeeinflussen sollte, sowie die Urbarmachung des Talbodens, die Rodung großer Waldstücke und die Nutzung der Almen für Weidewirtschaft - ein Zeichen fortschreitender Besiedelung unserer Gegend. Äußere Einflüsse wie die Ungarneinfälle kümmerten die Gaaler offenbar wenig, waren sie doch durch die Topographie des Landes bestens geschützt.
Im 12. und 13. Jahrhundert war der Höhepunkt der Besiedlungstätigkeit erreicht. Man hatte das Land gerade erst so gut wie möglich mit Huben und Höfen zugepflastert, als im Zuge der Pest und einer allgemeinen Klimaverschlechterung eine mittelalterliche Wirtschaftskrise hereinbrach. Aufgrund der darniederliegenden Landwirtschaftsstruktur und des allgemeinen "Menschenmangels" setzte ein "Bauernsterben" ein, das mit kurzen Unterbrechungen bis heute andauert und die Sozialstruktur der Bevölkerung grundlegend änderte.
Um 1265 erblickte ein Gaaler das Licht der Welt, der heute zu den wichtigsten Reimchronisten des Mittelalters zählt: Ottokar, der Einfachheit halber "ouz der geul" - "aus der Gaal" genannt, der Hugo Portisch des 13. Jahrhunderts, beschrieb hinkünftig in seinen Werken wortreich das Tagesgeschehen seiner Zeit.
Schwer geprüft wurde unser Gebiet im 15. Jahrhundert durch den Einfall der Türken, die im Gegensatz zu ihren Vorgängern, den Awaren und Ungarn etwas geländegängiger waren und bis weit in die Obersteiermark vorstießen. Dazu kam noch der Rest an mittelalterlichen Plagen: Krankheiten und Heuschrecken, die allesamt der Entwicklung des Gebiets nicht gerade zuträglich waren. Und das, obwohl man mittlerweile, ohne es wirklich zu bemerken, dem österreichischen Staatswesen habsburgischer Prägung angehörte.